Ab 21. Mai:
The Poetry of the Ordinary
Fotografien von StreetMax21, London
Rood, 12.08.2019
StreetMax21 ist in Dundee, Schottland, geboren und aufgewachsen, besuchte das dortige Duncan of Jordanstone College of Art und lebt heute in London. Früher arbeitete er als Architektur- und gelegentlich Pressefotograf.
Seit 2016 hat er zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten und hatte sehr viele Ausstellungen, im Vereinigten Königreich, in anderen europäischen Ländern, in den USA und in Asien. Die Ausstellung bei uns im Gastfeld ist jedoch seine erste in Deutschland.
Zu seinem Projekt »The Poetry of the Ordinary« schreibt er:
»Ich bin ein typischer Straßenfotograf, der in Echtzeit fotografiert und dabei auf äußere Einflüsse in einer sich entwickelnden modernen Straßenumgebung achtet. Absichtlich mache ich jedoch Bilder von ereignislosen Szenen, ohne die überstrapazierten Motive und improvisierten Techniken, die in der konventionellen Straßenfotografie häufig verwendet werden. Ich will das Genre unterlaufen.
Cornhill, 03.07.2018
Ich baue ein visuelles Vokabular auf und entwickle im Laufe der Zeit einen charakteristischen Stil, der auf dem einfachen, sogar langweiligen Konzept basiert, Menschen beim Gehen aufzunehmen. Sie gehen ohne Aufhebens mit unbekanntem Ziel. Sie sind voneinander getrennt in plastischem Raum, in scheinbar choreografierten, aber ansonsten uninteressanten Tableaus.
Die sprachlosen Personen, die jedes dieser Bilder bevölkern, sind durch nichts anderes miteinander verbunden als durch den Ort, an dem sie sich befanden, als die Aufnahme gemacht wurde.«
Auf seiner Website führt er aus:
»Als Straßenfotograf habe ich einen beobachtenden Blick darauf, wie unsere gegenwärtigen Umstände unser Verhalten als Einzelne und in Menschenmengen bestimmen. Zunehmend scheinen wir nur noch auf einer synthetischen Basis miteinander zu interagieren. Wir versuchen, uns mit Hilfe moderner Technologie massenhaft zu verbinden, achten dabei aber weniger auf die individuelle Verbindung. Ich denke, dass dieses durch die zunehmend gestaltete Umgebung, in der wir leben, noch verstärkt wird. Die Codes, die wir in ihr sehen, hören und lesen, wirken sich auf unsere Verhaltensprozesse aus und isolieren uns letztendlich.
St Mary Axe, 02.07.2018
Bei der Entwicklung von Szenen versuche ich, architektonische Hintergründe auszuwählen, vor denen ich separierte Figuren darstellen kann, indem ich sie quer über die Bildfläche verteile oder choreografiere. Die Architektur wird zur Zufallssache in einer Szene oder Situation, die sich darin entwickeln kann oder auch nicht. Ich neige dazu, nach Orten oder Plätzen zu suchen, an denen Menschen vorbeigehen, ohne sich zu versammeln. Wenn es für den Anfang eine Figur oder zwei oder mehr Figuren gibt, die voneinander entfernt positioniert sind, warte ich zunächst, bis sich andere zu ihnen gesellen, in der Hoffnung, dass sie einen räumlichen und rätselhaften Dialog kreieren. Die Figuren wirken oft wie gestresste Automaten, die vorgegebene Szenen nachspielen.
In einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, zu erkennen, was menschlich ist und was nicht, dient ihre Isolierung voneinander dazu, eine unwirkliche und maschinenartige Förmlichkeit zu betonen. Diese isolierten Figuren müssen an sich nicht interessant sein, solange sie eine erzählerische Spannung mit anderen erzeugen. Es ist wichtig, dass die Figuren ein Element der Bewegung enthalten. Alles muss sich verändernd und im Fluss erscheinen und zugleich eine räumliche Einheit bewahren. In einer von Angst und Unsicherheit geplagten Zeit besteht immer noch die Herausforderung, einem Straßenbild der Roboterkonformität eine ungestüme Kreativität zu injizieren.«
FineArt-Druck: Marc Hesse FineArt, fineart-online.biz
Abandon
Fotografien von Cha Gonzalez, Paris/Beirut
Paris, Saturday, 7:25 am
»Partys sind ein privilegierter Ort, ein Raum für Erkundungen, eine Zeit der Verschmelzung.
Haut, Speichel, Schweiß, manchmal eine Überdosis davon – das ist der Moment, in dem sexuelle Spannung einem Gefühl der Einsamkeit gegenübersteht, und beide sind symmetrisch und gleich stark. Wenn verschiedene soziale Schichten, Geschlechter und Altersgruppen zusammenkommen, um nach menschlicher Verbindung und Hintertürchen in ihrem eigenen Bewusstsein und sozialen Verhalten zu suchen. Wenn sie sich inmitten einer Menschenmenge fallen lassen können, ihre Hemmungen verlieren – aber letztendlich ist die Erfahrung persönlich und oft selbstbezogen.
Durch diese Arbeit erforsche ich den tiefen Wunsch meiner Motive, ihrem gewohnten Selbst zu entkommen. Ich beobachte die Dinge, die mich beruhigen – menschlicher Kontakt, Zärtlichkeit – aber auch das, was mir Angst macht – Dissoziation, Wahnsinn.«
Cha Gonzalez ist eine französische Fotografin, Videografin und Dokumentarfilmerin. Ihre Arbeit konzentriert sich auf Jugend, die Nacht, soziale und innere Unruhen. Chas Hauptwerk ist die fortlaufende Serie »Abandon«, die Technopartys in Paris, Marseille, Beirut, Kiew und New York dokumentiert.
Cha wurde 1985 in Paris geboren, wuchs aber in Beirut im Libanon auf und begann dort bereits mit dem Fotografieren. Nach dem Abitur besuchte sie die École des Beaux-Arts in Bordeaux und setzte ihr Studium an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs in Paris fort. Sie schloß ihr Studium 2010 mit einer Arbeit über die Nächte in Beirut ab, in der sie versucht, indirekt über den Krieg zu sprechen, indem sie das Nachtleben junger Menschen fotografiert.
Sie hat unter anderem mit Publikationen wie Le Monde, The Wall Street Journal, Elle, Libération, Grazia, Trax und Causette zusammengearbeitet. Ihr Hauptwerk »Abandon« wurde im Fisheye Magazine, IZ und Meteore veröffentlicht, es war 2018 Finalist beim Prix Virginia und wurde 2019 im Institut des Cultures d’Islam in Paris ausgestellt.
Mit »Abandon« bietet Cha Gonzalez ein persönliches Zeugnis ihrer Liebe zur Party, einem Ort, an dem die Körper sich suchen, sich berühren und loslassen. »Ich, der ich keinen Alkohol trinke und keine Drogen nehme, bin auf der Suche nach Trance, wenn ich tanze, es ist eine sinnliche Suche. Ich brauche das. Ich habe mit dieser Arbeit begonnen, um ein Gefühl der Einsamkeit wiederzugeben, das ich auf Partys empfand. Dieses Gefühl, gleichzeitig innen und außen zu sein.«
Das französische Magazin Trax nennt Cha Gonzalez einen Shootingstar in der Welt der Fotografie und überließ ihr für ein Wochenende ihren Instagram-Account. In einem Interview der Zeitschrift führte Cha aus:
»Wenn ich auf einer Party bin, bin ich wie ein echter Schwamm, und auch wenn ich keine Produkte nehme, fühle ich mich betrunken und high, nur von der Umgebung. Ich könnte nicht sagen, dass ich die Kontrolle habe: Manchmal muss mich mein Freund tragen, wie es anderen auch ergeht! Es ist wirklich der Raum um mich herum, der das bewirkt, denn jedes Mal, wenn ich von der Party komme, fühle ich mich, als wäre nichts gewesen.
Innerlich versuche ich offen zu sein für das, was mich umgibt, 360 Grad zu sein. Zu bestimmten Zeiten tanze ich, ich tanze, tanze, und dann nehme ich plötzlich meine Kamera und mache ein paar Aufnahmen. Sogar auf Partys, auf denen ich fürs Fotografieren bezahlt werde, tanze ich… Heute kann ich nicht mehr an Orte gehen, wo mir die Musik nicht gefallen wird: Wenn ich mich in einer Ecke langweile, produziere ich Scheiße. Ich muss mitten unter den Leuten sein und da muss was los sein.«
Dem französischen Magazin Vision sagte Cha: »C’est l’abandon qui fait que l’on va vers les autres, que l’on détruit les barrières mais qui crée aussi un repli sur soi.« – Es ist die Hingabe, die bewirkt, dass man auf andere zugeht und Barrieren abbaut, die aber auch eine Abkapselung schafft.
Die Ausstellung im Gastfeld ist die erste Ausstellung der Künstlerin in Deutschland.
FineArt-Druck: Marc Hesse FineArt, fineart-online.biz
Chronik der vorherigen 36 Ausstellungen:
Markus Weaver, Portland, Oregon: »Midnight Rides«. 2023, erste Ausstellung des Künstlers in Deutschland
Rose and Delilah. 2022
Lois Bielefeld, Milwaukee, Wisconsin: »New Domesticity«. 2023, erste Ausstellung der Künstlerin in Deutschland
Q Train
Paul Kessel, New York: »Subway«. 2023, erste Ausstellung des Künstlers in Deutschland
Moored
Heather Evans Smith, Triangle, North Carolina: »The Heart and The Heavy«. 2022, erste Ausstellung der Künstlerin in Deutschland
Jeffrey De Keyser, Gent, Belgien: »Feline Fiction«. 2022, erste Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland
Valérie Six, Nizza, Frankreich: »Shades of Thoughts«. 2022, erste Ausstellung der Künstlerin in Deutschland
James Prochnik, New York: »Track Record«. 2021, erste Ausstellung des Künstlers in Europa
The Other
Nicola Fioravanti, Sardinien und Paris: »Lonesome Figures«. 2021, erste Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland
Glenna Jennings, Dayton, Ohio: »At Table«. 2021, erste Ausstellung der Künstlerin in Deutschland
Longing for Louise
George Nobechi, Tokio: »Here. Still.« 2020, erste Ausstellung des Künstlers in Deutschland
Jürgen Bürgin, Berlin: »Urban Nights«. 2020
Mark Broyer, Hamburg: »high and dry. Eine Stadt versucht zu überleben«. 2019, erstmalige Einzelausstellung dieser Serie
Callie & Josh, age 24 and 28. »The bed, like sexuality, is a place to find healing and self.« Cabbage Town, Georgia
Barbara Peacock, Portland, Maine: »American Bedroom«. 2019, erste Ausstellung der Künstlerin in Deutschland
Britt Marie Bye, Harstad/Oslo: »Verlassene Häuser jenseits des Polarkreises«. 2019, erste Ausstellung der Künstlerin in Deutschland
Natan Dvir, New York: »Coming soon«. 2018, erstmalige Ausstellung dieser Serie in Deutschland
Bernd Walz, Potsdam: »Rural areas«. 2018, erstmalige Ausstellung dieser Serie
Eusepia Lehe, Plauen: »Plauener Portraits. Plauener ›Schule‹ poetisch-sinnlicher Fotografie; Teil 4«. 2018
Andreas Levers, Potsdam: »At night«. 2017, erstmalige Ausstellung dieser Serie
Peter Baumeister, Berlin: »Cuban scenes«. 2017, Erstausstellung des Künstlers
Susanne Baumgartner, Burgdorf, Schweiz: »Augenblicke«. 2017
Ankunft
Bastian Kienitz, Mainz: »Unklarheiten«. 2016, erste Einzelausstellung des Künstlers
Hans-Bernd Steffens, Paris: »Vie de rue«. 2016, Erstausstellung des Künstlers
Oxalsäure 120:1
Peter Juzak, Wennigsen: »Die Welt der Mikrokristalle«. 2016, Erstausstellung des Künstlers
Katrin Lehmann, Plauen: »Women. Plauener ›Schule‹ poetisch-sinnlicher Fotografie; Teil 3«. 2015, erste Einzelausstellung der Künstlerin
Andreas Günther, Köln: »Non-Places«. 2015, erste Einzelausstellung des Künstlers
Petra Kautz, Graz, Österreich: »sommerduftfarben«. 2015, Erstausstellung der Künstlerin
Klaus Heppenheimer, München: »moments in monochrome«. 2014, Erstausstellung des Künstlers
Cindy Steudel, Plauen: »Women. Plauener ›Schule‹ poetisch-sinnlicher Fotografie; Teil 2«. 2014, Erstausstellung der Künstlerin
Tad Kanazaki, Tokio: »Japanische Idyllen«. 2014, erste Ausstellung des Künstlers in Deutschland
Susanne Baumgartner, Burgdorf, Schweiz: »in the street«. 2013, Erstausstellung der Künstlerin
»Die Blaue Stunde« (Gruppenausstellung von 18 Fotografen; hier: Dora Pi, Winterberg). 2013
Kristin Lehmann, Plauen: »Women. Plauener ›Schule‹ poetisch-sinnlicher Fotografie; Teil 1«. 2013, Erstausstellung der Künstlerin
Dennis Stauffer, Solothurn, Schweiz: »Magie der Farben«. 2012, Erstausstellung des Künstlers
Lutz Rehschuh, Liebstadt: »Abgewickelt. Stätten des Verfalls«. 2012, Erstausstellung des Künstlers
occhi di gatto
Antonio Morri, Riccione, Italien: »Italienische Momente – Attimi italiani«. 2012, Erstausstellung des Künstlers
Lovis Maxim Wambach, Bremen: »Im Reich der steinernen Wesen. Verborgene Bremer Details«. 2011, Erstausstellung des Künstlers